Neues Album: Klein ist die Welt
ab 25.09.2021 bei www.trikont.de
Gefährlich fremde Blasmusik
Eingewandert, ausgezogen, hiergeblieben, angekommen. 20 Musiker aus Deutschland, Syrien, Palästina, Schottland, Brasilien, Italien, Bayern, Russland, Polen und dem Irak. Im Koffer: ein Repertoire aus Afrofunk, Balkan-Brass, Klezmer, Cumbia und orientalischen Hits. Ihr Zuhause: Dresden.
Für PEGIDA-Anhänger ist die Banda Comunale der tonale Untergang des Abendlandes, das Ende der Leitkultur, der lärmende Beweis für den großen Austausch. Bleibt auf dem Teppich und desintegriert Euch! hupt ihnen die Band seit Jahren lässig entgegen.
„Klein ist die Welt“ heißt ihr fünftes Album. Ein lautes Bekenntnis zu einer toleranten, Grenzen überwindenden Gesellschaft. Politisch, poetisch, positiv und tanzbar. Mit 40 Gästen aus vier Kontinenten.
ab 25.09.2021 bei www.trikont.de
Gefährlich fremde Blasmusik
Eingewandert, ausgezogen, hiergeblieben, angekommen. 20 Musiker aus Deutschland, Syrien, Palästina, Schottland, Brasilien, Italien, Bayern, Russland, Polen und dem Irak. Im Koffer: ein Repertoire aus Afrofunk, Balkan-Brass, Klezmer, Cumbia und orientalischen Hits. Ihr Zuhause: Dresden.
Für PEGIDA-Anhänger ist die Banda Comunale der tonale Untergang des Abendlandes, das Ende der Leitkultur, der lärmende Beweis für den großen Austausch. Bleibt auf dem Teppich und desintegriert Euch! hupt ihnen die Band seit Jahren lässig entgegen.
„Klein ist die Welt“ heißt ihr fünftes Album. Ein lautes Bekenntnis zu einer toleranten, Grenzen überwindenden Gesellschaft. Politisch, poetisch, positiv und tanzbar. Mit 40 Gästen aus vier Kontinenten.
Artwork: Henning Wagenbreth
Die 21 Songs thematisieren die pandemische Welt auf persönlicher und politischer Ebene. In Too Blind singt der deutsch-nigerianische Bandleader und Aktivist Adé Bantu über das weitgehend vergessene Leid afrikanischer Migrant:innen auf ihren Fluchtrouten nach Europa. Introspektiv und selbstironisch wird der Berliner Rotfront-Sänger Yuriy Gurzhy (Russendisko) auf dem Song Bubble Cumbia. Kabarettistin und Stand-Up-Comedian Anna Mateur singt in „Arbeitsamt“ über bürokratischen Wahnsinn in deutschen Behörden. Systemrelevant mit Bernadette La Hengst handelt vom monatelangen Warten auf Hilfezahlungen im ersten Corona-Lockdown.
Für meditative Momente sorgen sechs vertonte Rezitationen. Literatur-Shootingstars übernehmen. Büchner-Preisträger Marcel Beyer eröffnet das Album kunstvoll mit corona-trotzender Entschiedenheit. Der Berliner Max Czollek nimmt uns mit zu den Gezi-Protesten in „Istanbul im März“. Die Hamburger Bestseller-Autorin Kübra Gümüşay ergreift das Wort in Individualität als Privileg. Die Philosophin und SZ-Kolumnistin Carolin Emcke interpretiert Artikel 2 des deutschen Grundgesetzes und hinterfragt seine Inklusionsfähigkeit. Die Leipzigerin Heike Geißler beschimpft zum Abschied alle „Brandvermittler*innen“.
In Randale mit den Erfurter Rappern MBP & Magma zieht die Banda Comunale nicht nur die Tempo-Schraube wieder an, sondern kommt zum Kern ihrer Message: „Wir stemmen uns gegen den Trend, den die blaue Welle in unsere Gegenden schwemmt“.
Die polnische Sängerin Karolina Trybała aus Leipzig besingt in Jak ptak die Liebe als Kompass des Lebens; mit heiserer Stimme über mitreißende Balkan Sounds. Ein Höhepunkt des Albums ist der sieben Minuten lange Klassiker Lamma Bada Yatathanna, gesungen von Dima Orsho, einer am Konservatorium von Damaskus ausgebildeten Sopranistin, die vor dem Bürgerkrieg im Nationalen Symphonieorchester gesungen hat und heute in Chicago lebt. Zunächst wird Dima Orsho´s tief melancholische Stimme nur von Oud, Geige, Cello und der Klarinette von Kinan Azmeh begleitet. Erst als alle Strophen gesungen sind, legt sich mit einem Paukenschlag die mächtige Bläsersektion der Banda wie ein warmer, schottischer Sommerregen über das meisterhafte Arrangement. Kaum zu glauben, dass diese Aufnahme zwischen Dresden und Chicago - und nicht in einem Konzertsaal entstanden ist.
Der Sound der Banda Comunale ist klingende Willkommenskultur. Mit raffinierten musikalischen Arrangements zwischen globaler Clubmusik und Brasskapelle. Mit kritischen Texten. Und großem Herzen.
20 Jahre lauter Protest
Als Protestkapelle gegen Nazi-Aufmärsche 2001 gegründet, war für die Banda Comunale von Beginn an klar, dass ihr musikalisches Repertoire die Welt umarmen muss. Da, wo sich Wutbürger in Dresden kulturell abgrenzen, beschallen sie Clubs, Straßen und Plätze. Mit serbischen Coceks, kolumbianischen Cumbias oder algerischem Rai.
Im September 2015 entscheidet sich die Banda nach tagelangen fremdenfeindlichen Protesten vor der Asylunterkunft in Freital, einen Schritt weiter zu gehen. Mit geflüchteten Musikern erweitern sie ihr Projekt zur Banda Internationale. Plötzlich stehen nicht mehr 10, sondern 20 Menschen auf der Bühne. Sie spielen mehr als 400 Konzerte, werden vielfach ausgezeichnet, nehmen ihre neue Platte Kimlik auf und fliegen nach Burkina Faso, wo sie den Bau einer Schule unterstützen. Diese intensive Zeit wird im Dokumentarfilm „Wann wird es endlich wieder Sommer“ (2018) festgehalten. Den Höhepunkt stellt ein Konzert zum 30. Jahrestag des Mauerfalls am Brandenburger Tor dar. Vor einer halben Million Menschen.
Nach sechs Jahren ist die Banda Comunale 2021 wieder zum ursprünglichen Namen zurückgekehrt. Ein Grund: Oud-Spieler Thabet aus Syrien ist eingebürgert. Mission accomplished.
Der Sound aber ist nach 20 Jahren internationaler denn je. Hunderte Konzerte haben aus der Banda eine verschworene Gemeinschaft gemacht, die Jazz-Arrangements mit Protestrap, orientalischer Melancholie, groovendem Afrobeat und Balkan Sounds verbindet.
Der Erfolg der letzten Jahre hat nicht nur den musikalischen Horizont erweitert, sondern die Ausnahmeband auch international vernetzt.
Łukasz Tomaszewski
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